Das Holz der Gemeinen Pinie hat nicht den Brennwert der Eiche. Aber es brennt. Bei uns im Generalkonsulat haben Fleiß und Anstrengung für ein Reservoir gesorgt. Das Photo zeigt: Es ist noch Platz nach oben!
Soeben fand ich den fast vergessene Trichter. Mit ihm wurde hier in den dreissiger Jahren ein Rennwagen betankt. Aktuell warten wir auf Öllieferungen aus Nahost. Der Trichter wird uns helfen das Öl in kleine Kanister umzufüllen.
Endlich erwarten wir bald die diesjährige Ernte. Die Mispelfrüchte zeigen sich groß und sehr vereinzelt. Das könnte einen milden Winter mit wenigen aber kräftigen Frosttagen voraussagen.
Die Bananenpflanze wirkt Mitte Oktober sehr zerzaust. Sie wird es wieder nicht schaffen. Jahr für Jahr bemühen wir uns erneut. Auch wenn sie keine wohlschmeckenden Früchte trägt: Ihr vergebliches Bemühen verdient unsere Anerkennung. Welch schöne graphische Zeichnung sie auf ihren Blättern zeigt. Ach, dieser Hang zum Exotischen...
Der Blick von oben findet doch oft eine hilfreiche Gesamtschau. Nur mit einer frischen Limonade, angereichert mit einem kräftigen Spritz aus der Wermutflasche kann diese Schau ertragen werden (in diesem Falle „Meermut“ aus der hiesigen Likörmanufaktur).
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Heute, am 17. Oktober jährt sich der Tag von Campoformio. 225 Jahre sind nun schon vergangen. Ein trauriger Tag. Der traurigste Tag der Republik. Ich empfinde es als fast pietätlos, wenn ich sage: „Kinder, wie die Zeit vergeht!“ Ich meine, daß ein Schmunzeln unter Tränen erlaubt sein muß.
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Im Übrigen sind wahrscheinlich keine Zeitzeugen dieser Geschehnisse unter uns. Es zeigt sich immer wieder, daß auch die Neutralität nur durch Stärke garantiert wird. Arme Republik. Aber: Noch ist nicht aller Tage Abend…Viva San Marco!
So bietet sich der Hofgarten des Generalkonsulats an einem milden Tag im Oktober - genauer gesagt am 17. Oktober - unseren Blicken. Die Stühle sind nicht besetzt. Man hat sich zurückgezogen. Die literarischen Skizzen des ehemaligen Gesandten Carl J. Burckhardt bieten allerlei Trostpunkte und Warmnischen in diesen Zeiten: Lipatti spielt Chopin.
Alle originalen Fußboden-Fliesen sind erhalten geblieben. Seit weit über einhundert Jahren zeugen sie von der damaligen Herstellungsqualität. Wir nennen das Nachhaltigkeit.
An den Küsten des Mittelmeeres gedeiht die Lorbeerpflanze. Auch an steinigen und trockenen Standorten. Bei uns im Hofgarten können wir diese Bedingungen mühelos herstellen. Wie in einem venezianischen Hofgarten ist die kleine Pflanzenwelt von Mauern umgrenzt. Das Wasser wird in zwei Zisternen gehütet.
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Vor vielen Jahren brachten wir ein Töpfchen mit Lorbeerpflanzen aus Udine nach Görlitz. Inzwischen ist daraus eine Schatten spendende Laubwand geworden. Warum all die Mühe?
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Schon Cäsar verdeckte sein schütteres Haupthaar mit einem Lorbeerkranz. Nun sorgen wir für zukünftige Gelegenheiten. Sollte es eines Tages zu Siegesfeiern kommen… können Lorbeerkränze in grosser Zahl ausgereicht werden. Schliesslich vertreten wir eine Republik. Da drängen oft Mehrheiten zum Lorbeer.
In der Durchfahrt ist ein kleiner Wartebereich eingerichtet. Vier rotfarbige Stühle, aus den Wirrnissen der Weltgeschichte zu uns geweht, bieten eine wenig komfortable Sitzmöglichkeit. Darüber leuchtet eine achteckige Ampel. Eine Kartusche an der Wand zeigt den geflügelten Löwen.
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So manche Verirrte waren zufrieden mit diesem bescheidenen Sitzplatz, in einer Welt voller Kümmernisse und Unruhe. Wer die Republik San Marco liebt, ahnt, daß hier ein Trostpunkt zu finden ist. Die gesamte Mitarbeiterschaft des Generalkonsulats bemüht sich sehr um alle Gäste. Eine Wartenummer muss hier nicht gezogen werden. Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten.
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In den vergangenen zwei Jahren war der Publikumsverkehr wegen verschiedener bekannter Umstände sehr eingeschränkt. Dies soll sich nun ändern.
Ein altes Lesepult dient als Ort der offiziellen Verlautbarungen des Generalkonsulats. Die venezianischen Seidentapeten können auch beunruhigenden Informationen einen schönen Rahmen verleihen. An der Fassade des Pultes ist „das Horn“ zu sehen, die Kopfbedeckung des Dogen.
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Auf dem Kopf des Dogen befindet sich die symbolische Spitze der Republik. Das hört sich komisch an, ist aber so.
Ja, Energie war immer ein Thema. Lange konnten wir preiswertes Öl aus dem Süden nutzen. Das Öl wurde in kleinen Öllampen verbrannt. Manche der bronzenen Lampen sind erhalten geblieben. Aber als das Embargo kam…
Ein grosser goldener Bär ist übrig geblieben. Einst waren es sechs Bären. Ironisch kommentierten sie das Innere eines gold-barocken Kirchenraums. Die Gummibärchen eines weltbekannten Süßwarenherstellers standen Modell. Wenn auch Kunstprojekte grosse Wellen schlagen… einmal muss es vorbei sein. Wohin nur mit all dem?
Ein Kunstglasfenster mit seinen goldigen und bläulichen Farbtönen läßt das Licht schimmernd ins hohe Treppenhaus ein. Es zeigt den Pilgerweg des Menschen, hin zu den Idealen. Begleitet von den blauen Blumen der Romantik.
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Hin zum Guten, Wahren und Schönen. Auch wir wollen diesen Weg gehen. Aber immer wieder beginnen diese Diskussionen: Mundgeblasen ja, aber zerbrochen...Wieviel Bruchglas verträgt die Romantik? Nach einer aufwändigen Restaurierung sind drei kleine Bruchstellen geblieben.
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Da ist keine Einigung in Sicht. Wahrscheinlich wird es weiter romantisch bleiben. Das wirklich Schöne ist: Bei Sonnenuntergängen ist von dem bisschen Glasbruch nichts zu sehen.
Ein zentrales Ornament schmückt unser altes Pianoforte der Marke „Schiedmeyer“. In Nußbaum geschnitzt. Seit über einhundert Jahren stehen dort Blüten und Blätter. Aber die Klänge vergehen.
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Immer wenn die passende Musik erklingt, öffnen die Blüten ein klein wenig die Kelche, oder so…
Wenn nur nicht die zwei „hängenden“ Tasten wären…
Unter uns: Die Tasten sind noch sämtlich mit Elfenbein belegt.
Das Generalkonsulat hatte wieder einmal die Nase ganz weit vorn. Eine altbewährte Praxis sichert das Überdauern der Republik. In diesem Falle: Heizen mit der Steinkohle aus den Tiefen Oberschlesiens.
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Wir haben Reserven angelegt. Bevor chinesische Händler die letzten Tonnen gen Fernost transportieren ließen. In einer fernen, aber ruhmreichen Zukunft werden uns sicher neue Energieträger zur Verfügung stehen.
Klänge, Töne, Akkorde, Harmonien. Wer denkt da nicht an Musik? In Venedig ist davon viel zu hören. An allen Ecken und Enden. Überall ertönt Vivaldi. Aufbereitet fürs flüchtige Hören der vorüberströmenden Fremden. Diese Form der Pop-Kultur wird im Generalkonsul nicht gepflegt. Pop-Kultur im Generalkonsulat, das heisst: Transparenz, wo nur irgend möglich.
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Transparenz, das meint auch Durchblick schaffen, um die herrschende Machtverhältnisse besser verstehen zu können. Wer bückt sich schon, und schaut näher hin?
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Niemand möchte abseits stehen. Hier weiß man (auch frau), was man für's Geld bekommt. Und nicht nur das. Hier wird auch echt konsumiert. Dabei kommt das Sociale nicht zu kurz. Beispielsweise bei einer Aktion wie „Wagner zum Mitsingen“. Ja, sicher, Richard Wagner ist schon längst tot.
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Aber er starb nicht in Bayreuth oder Leipzig. Er starb in Venedig. Wir plädieren für eine ironische Aneignung problematischer Figuren. Ein bisschen „Problem“ bekämpft die Langeweile. Auch beim Bahnfahren. Was sind zwanzig Minuten Verspätung und eine ausgefallene Klimaanlage gegen die Seeschlacht von Lepanto?
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Ach ja, die Musik. Manchmal gerät der gewohnte Blick auf Abwege: Die farbigen Holzflächen erscheinen wie musikalische Strukturen. Die einen meinen „Vivaldi“, die anderen „Bach“. Wir meinen, dass es oft zu Missverständnissen kommt.
Schon Karl der Grosse empfahl die Mispel für den Anbau nördlich der Alpen. Wahrscheinlich ging es um das Vitamin C. Vitamin hiess damals Lebenssaft. Der Saft sollte die treffen, die nicht an die Zitronen herankamen. Wir haben die Lehren aus der Geschichte gezogen.
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Wie schnell kann der Saft mal ausgehen. Darum wachsen nun im Hofgarten des Generalkonsulats vier prächtige Mispelbäume. Es sind deutsche Mispeln. Wir haben sie unter der Bezeichnung Nespolo di Germania im Veneto gekauft. Eine deutsche Mispel muss einmal die Alpen überquert haben, dann läuft's.
An manchen Ecken blühen Pflanzen, die dort scheinbar nicht hingehören. Irgendwoher holen sie sich etwas Kalk aus dem Mauerwerk, ein paar Nährstoffe aus dem Zusammengefegten. Die alten Ziegelsteine warten. Auf irgendeine Verwendung. Vielleicht. Irgendwann.
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Das sind die Photos, die wir von den Kalenderblättern kennen. Eine Tür. Vielleicht geht jemand hindurch. Als wir das Motiv so zufällig entdeckten, war es um unsere poetische Abstinenz geschehen: Manchmal ist das Populäre durchaus wahr. Ja, so sieht es im Hofgarten aus.
In der Durchfahrt ist ein kleiner Wartebereich eingerichtet. Vier rotfarbige Stühle, aus den Wirrnissen der Weltgeschichte zu uns geweht, bieten eine wenig komfortable Sitzmöglichkeit. Darüber leuchtet eine achteckige Ampel. Eine Kartusche an der Wand zeigt den geflügelten Löwen.
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So manche Verirrte waren zufrieden mit diesem bescheidenen Sitzplatz, in einer Welt voller Kümmernisse und Unruhe. Wer die Republik San Marco liebt, ahnt, daß hier ein Trostpunkt zu finden ist. Die gesamte Mitarbeiterschaft des Generalkonsulats bemüht sich sehr um alle Gäste. Eine Wartenummer muss hier nicht gezogen werden. Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten.
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In den vergangenen zwei Jahren war der Publikumsverkehr wegen verschiedener bekannter Umstände sehr eingeschränkt. Dies soll sich nun ändern.
Diese afrikanische Skulptur erinnert den Generalkonsul an manche Begegnung mit afrikanischer Kunst. Die Wertschätzung fremder Kunstformen zu fördern ist eine der Aufgaben des Generalkonsulats. Übrigens: Diese Skulptur wurde vor fast zwanzig Jahren in Görlitz, mitten im Sperrmüll entdeckt. Eine von uns beauftragte Provenienzforscherin ist immer noch ratlos.
Dieses konsularische Möbel ist leider nur eine flüchtige Nachbildung eines Originals. Das Möbel – Fauteuil genannt – verbindet Bequemlichkeit mit einer räumlichen Transparenz. Nur darum ist es ein Lieblingsstück des Generalkonsuls.
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Armsessel dieser war Art waren besonders im 18. Jahrhundert in Mode. Damals war der diplomatische Einfluss der Republik noch gross. Grösser als ihre militärische Macht.
Die Republik San Marco ist in ihrer Geschichte hin und wieder in Abhängigkeiten geraten. Leider. Ja, Energie war ein Thema. Lange konnten wir preiswertes Öl aus dem Süden nutzen. Aber dann wurde es teuer. Für die Nutzung der neuen Energieträger musste eine neue Infrastruktur errichtet werden.
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Ein Teil davon ist hier zu sehen: Ein Kerzenleuchter aus einer privaten Sammlung. Die Kerzen wurden rechtzeitig entfernt und als Kerzenstummel einer weiteren Nutzung zugeführt. Sie sind darum auf der Abbildung nicht zu sehen.
Vor zwanzig Jahren noch fehlte das originale Strebewerk der Haustür. Herausgeschlagen als Akt der Modernisierung. Können wir an Bilderstürmerei denken? Mühevoll wurde der alte Zustand rekonstruiert. Neben der Haustür befindet sich eine zylindrische Stahlkapsel mit Stahlseil.
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Mit dieser Vorrichtung wurde in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg eine elektrisch betriebene Bogenlampe herabgelassen. Dann konnten die Kohlestifte ausgewechselt werden. In den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts parkte in der Passage des Treppenhauses ein Rennwagen.
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Der Sohn des Hauseigentümers fuhr damit Bergrennen in der Oberlausitz. Die Ölflecken sind noch zu sehen. Übrigens: Wenn eines Tages das alte Glockenspiel wieder erklingen würde…
Eine Besucherin des Generalkonsulats brachte diese Pflanze zu uns. Sie meinte: Ein Gruss vom Mittelmeer. Manchmal ist es schwer sich der Liebe zu erwehren. Auch wenn die Pflanze in allen Teilen giftig ist. Urprünglich kommt diese Pflanze aus Südafrika. Inzwischen steht sie in den Gassen Spalatos und in den Höfen Venedigs. In Massen. Hier ist es ist bei einer Pflanze geblieben. Immerhin ist sie populär.
Die venezianischen Wassertaxis sind nicht von pflegeleichter Natur. Aber schön. Alles hat seinen Preis. Darum wurde ein Radiogerät aus dem Privateigentum des Generalkonsuls aufwändig restauriert. Es ist kaum zu glauben: Das Radio mit seinen gerundeten Holzflächen erinnerte den Generalkonsul an die Wassertaxis Venedigs.
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Es wurde mit Röhren aus alten Lagerbeständen aufgefrischt. Nun können wieder die neuesten Nachrichten über Kurzwelle im 3-D-Raumton empfangen werden. Wassertaxis und Radiogeräte haben etwas mit Wellen zu tun. Mal werden sie gesendet, mal werden sie empfangen. Da schliesst sich der Kreis.
Seit einigen Jahren ist am Mittelmeer die Japanische Wollmispel anzutreffen. Wann und wie diese Bäume dorthin gekommen sind? Wahrscheinlich über ein globalisiertes Netzwerk von Garten-Centern. Die schwungvollen Blattformen der Japanischen Wollmispel erinnern uns an besondere venetianische Fischerboote, genannt Mussetti.
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Die sind auch schwungvoll in der Lagune unterwegs. Und so gesehen paßt es wieder. Wir sollten es genau nehmen, aber nicht kleinlich. Auch wenn wir zur Überwinterung der Wollmispel alljährlich das Archiv auslagern müssen: Der Baum bleibt stehen. Immerhin ist er etwas Exotisches.
Wenn alles zu Gold wird, wird das Brot knapp. So sollte ein Sprichwort lauten. Strahlen lassen, Akzente setzen, Kontraste herstellen. Aber, wie gesagt, bitte nicht übertreiben.
In der warmen Jahreszeit erholen sich diese blechernen Behältnisse, Kohleschütten genannt. In der kalten Jahreszeit dienen sie wieder als Energieträger. Wie schon in den vergangenen Jahren. Es sind alte Energieträger. Sie sorgen für den zielgenauen Einsatz der Energie in unseren Räumlichkeiten. Der grosse Kachelofen schafft damit eine angenehme Strahlungswärme.
Primitive Schnitzereien im romanischen Stil schmücken dieses sonderbare Möbel. Viele Zeiten und Hände ließen dieses Artefakt entstehen. An den rissigen Kanten und den gerundeten Endigungen sind die Spuren der Zeiten fühlbar.
Ein Handlauf bietet dem schwachen Aufsteigen Halt. In den fünfziger Jahren wurde der alte Handlauf durch eine geschweißte Stahlkonstruktion aus Rohren ersetzt. Inzwischen wurde ein Handlauf neu gefertigt.
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Für die Krümmung wurde ein gewachsenes Stück Birnbaum verwendet. Ein Stück aus einer Baumgabelung. Nichts ist kleingeschnitten und verleimt. Das gewachsene Holz bietet organische Festigkeit in viele Richtungen. Das fast Unglaubliche ist: Die Hand spürt es!
Alle originalen Fußboden-Fliesen sind erhalten geblieben. Seit weit über einhundert Jahren zeugen sie von der damaligen Herstellungsqualität. Wir nennen das Nachhaltigkeit.
In der Durchfahrt ist ein kleiner Wartebereich eingerichtet. Vier rotfarbige Stühle, aus den Wirrnissen der Weltgeschichte zu uns geweht, bieten eine wenig komfortable Sitzmöglichkeit. Darüber leuchtet eine achteckige Ampel. Eine Kartusche an der Wand zeigt den geflügelten Löwen.
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So manche Verirrte waren zufrieden mit diesem bescheidenen Sitzplatz, in einer Welt voller Kümmernisse und Unruhe. Wer die Republik San Marco liebt, ahnt, daß hier ein Trostpunkt zu finden ist. Die gesamte Mitarbeiterschaft des Generalkonsulats bemüht sich sehr um alle Gäste. Eine Wartenummer muss hier nicht gezogen werden. Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten.
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In den vergangenen zwei Jahren war der Publikumsverkehr wegen verschiedener bekannter Umstände sehr eingeschränkt. Dies soll sich nun ändern.
An den Küsten des Mittelmeeres gedeiht die Lorbeerpflanze. Auch an steinigen und trockenen Standorten. Bei uns im Hofgarten können wir diese Bedingungen mühelos herstellen. Wie in einem venezianischen Hofgarten ist die kleine Pflanzenwelt von Mauern umgrenzt. Das Wasser wird in zwei Zisternen gehütet.
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Vor vielen Jahren brachten wir ein Töpfchen mit Lorbeerpflanzen aus Udine nach Görlitz. Inzwischen ist daraus eine Schatten spendende Laubwand geworden. Warum all die Mühe?
>>
Schon Cäsar verdeckte sein schütteres Haupthaar mit einem Lorbeerkranz. Nun sorgen wir für zukünftige Gelegenheiten. Sollte es eines Tages zu Siegesfeiern kommen… können Lorbeerkränze in grosser Zahl ausgereicht werden. Schliesslich vertreten wir eine Republik. Da drängen oft Mehrheiten zum Lorbeer.
Ein altes Lesepult dient als Ort der offiziellen Verlautbarungen des Generalkonsulats. Die venezianischen Seidentapeten können auch beunruhigenden Informationen einen schönen Rahmen verleihen. An der Fassade des Pultes ist „das Horn“ zu sehen, die Kopfbedeckung des Dogen.
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Auf dem Kopf des Dogen befindet sich die symbolische Spitze der Republik. Das hört sich komisch an, ist aber so.
Ja, Energie war immer ein Thema. Lange konnten wir preiswertes Öl aus dem Süden nutzen. Das Öl wurde in kleinen Öllampen verbrannt. Manche der bronzenen Lampen sind erhalten geblieben. Aber als das Embargo kam…
Ein grosser goldener Bär ist übrig geblieben. Einst waren es sechs Bären. Ironisch kommentierten sie das Innere eines gold-barocken Kirchenraums. Die Gummibärchen eines weltbekannten Süßwarenherstellers standen Modell. Wenn auch Kunstprojekte grosse Wellen schlagen… einmal muss es vorbei sein. Wohin nur mit all dem?
Ein Kunstglasfenster mit seinen goldigen und bläulichen Farbtönen läßt das Licht schimmernd ins hohe Treppenhaus ein. Es zeigt den Pilgerweg des Menschen, hin zu den Idealen. Begleitet von den blauen Blumen der Romantik.
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Hin zum Guten, Wahren und Schönen. Auch wir wollen diesen Weg gehen. Aber immer wieder beginnen diese Diskussionen: Mundgeblasen ja, aber zerbrochen...Wieviel Bruchglas verträgt die Romantik? Nach einer aufwändigen Restaurierung sind drei kleine Bruchstellen geblieben.
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Da ist keine Einigung in Sicht. Wahrscheinlich wird es weiter romantisch bleiben. Das wirklich Schöne ist: Bei Sonnenuntergängen ist von dem bisschen Glasbruch nichts zu sehen.
Ein zentrales Ornament schmückt unser altes Pianoforte der Marke „Schiedmeyer“. In Nußbaum geschnitzt. Seit über einhundert Jahren stehen dort Blüten und Blätter. Aber die Klänge vergehen.
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Immer wenn die passende Musik erklingt, öffnen die Blüten ein klein wenig die Kelche, oder so…
Wenn nur nicht die zwei „hängenden“ Tasten wären…
Unter uns: Die Tasten sind noch sämtlich mit Elfenbein belegt.
Das Generalkonsulat hatte wieder einmal die Nase ganz weit vorn. Eine altbewährte Praxis sichert das Überdauern der Republik. In diesem Falle: Heizen mit der Steinkohle aus den Tiefen Oberschlesiens.
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Wir haben Reserven angelegt. Bevor chinesische Händler die letzten Tonnen gen Fernost transportieren ließen. In einer fernen, aber ruhmreichen Zukunft werden uns sicher neue Energieträger zur Verfügung stehen.
Klänge, Töne, Akkorde, Harmonien. Wer denkt da nicht an Musik? In Venedig ist davon viel zu hören. An allen Ecken und Enden. Überall ertönt Vivaldi. Aufbereitet fürs flüchtige Hören der vorüberströmenden Fremden. Diese Form der Pop-Kultur wird im Generalkonsul nicht gepflegt. Pop-Kultur im Generalkonsulat, das heisst: Transparenz, wo nur irgend möglich.
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Transparenz, das meint auch Durchblick schaffen, um die herrschende Machtverhältnisse besser verstehen zu können. Wer bückt sich schon, und schaut näher hin?
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Niemand möchte abseits stehen. Hier weiß man (auch frau), was man für's Geld bekommt. Und nicht nur das. Hier wird auch echt konsumiert. Dabei kommt das Sociale nicht zu kurz. Beispielsweise bei einer Aktion wie „Wagner zum Mitsingen“. Ja, sicher, Richard Wagner ist schon längst tot.
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Aber er starb nicht in Bayreuth oder Leipzig. Er starb in Venedig. Wir plädieren für eine ironische Aneignung problematischer Figuren. Ein bisschen „Problem“ bekämpft die Langeweile. Auch beim Bahnfahren. Was sind zwanzig Minuten Verspätung und eine ausgefallene Klimaanlage gegen die Seeschlacht von Lepanto?
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Ach ja, die Musik. Manchmal gerät der gewohnte Blick auf Abwege: Die farbigen Holzflächen erscheinen wie musikalische Strukturen. Die einen meinen „Vivaldi“, die anderen „Bach“. Wir meinen, dass es oft zu Missverständnissen kommt.
Schon Karl der Grosse empfahl die Mispel für den Anbau nördlich der Alpen. Wahrscheinlich ging es um das Vitamin C. Vitamin hiess damals Lebenssaft. Der Saft sollte die treffen, die nicht an die Zitronen herankamen. Wir haben die Lehren aus der Geschichte gezogen.
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Wie schnell kann der Saft mal ausgehen. Darum wachsen nun im Hofgarten des Generalkonsulats vier prächtige Mispelbäume. Es sind deutsche Mispeln. Wir haben sie unter der Bezeichnung Nespolo di Germania im Veneto gekauft. Eine deutsche Mispel muss einmal die Alpen überquert haben, dann läuft's.
An manchen Ecken blühen Pflanzen, die dort scheinbar nicht hingehören. Irgendwoher holen sie sich etwas Kalk aus dem Mauerwerk, ein paar Nährstoffe aus dem Zusammengefegten. Die alten Ziegelsteine warten. Auf irgendeine Verwendung. Vielleicht. Irgendwann.
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Das sind die Photos, die wir von den Kalenderblättern kennen. Eine Tür. Vielleicht geht jemand hindurch. Als wir das Motiv so zufällig entdeckten, war es um unsere poetische Abstinenz geschehen: Manchmal ist das Populäre durchaus wahr. Ja, so sieht es im Hofgarten aus.
In der Durchfahrt ist ein kleiner Wartebereich eingerichtet. Vier rotfarbige Stühle, aus den Wirrnissen der Weltgeschichte zu uns geweht, bieten eine wenig komfortable Sitzmöglichkeit. Darüber leuchtet eine achteckige Ampel. Eine Kartusche an der Wand zeigt den geflügelten Löwen.
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So manche Verirrte waren zufrieden mit diesem bescheidenen Sitzplatz, in einer Welt voller Kümmernisse und Unruhe. Wer die Republik San Marco liebt, ahnt, daß hier ein Trostpunkt zu finden ist. Die gesamte Mitarbeiterschaft des Generalkonsulats bemüht sich sehr um alle Gäste. Eine Wartenummer muss hier nicht gezogen werden. Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten.
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In den vergangenen zwei Jahren war der Publikumsverkehr wegen verschiedener bekannter Umstände sehr eingeschränkt. Dies soll sich nun ändern.
Diese afrikanische Skulptur erinnert den Generalkonsul an manche Begegnung mit afrikanischer Kunst. Die Wertschätzung fremder Kunstformen zu fördern ist eine der Aufgaben des Generalkonsulats. Übrigens: Diese Skulptur wurde vor fast zwanzig Jahren in Görlitz, mitten im Sperrmüll entdeckt. Eine von uns beauftragte Provenienzforscherin ist immer noch ratlos.
Dieses konsularische Möbel ist leider nur eine flüchtige Nachbildung eines Originals. Das Möbel – Fauteuil genannt – verbindet Bequemlichkeit mit einer räumlichen Transparenz. Nur darum ist es ein Lieblingsstück des Generalkonsuls.
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Armsessel dieser war Art waren besonders im 18. Jahrhundert in Mode. Damals war der diplomatische Einfluss der Republik noch gross. Grösser als ihre militärische Macht.
Die Republik San Marco ist in ihrer Geschichte hin und wieder in Abhängigkeiten geraten. Leider. Ja, Energie war ein Thema. Lange konnten wir preiswertes Öl aus dem Süden nutzen. Aber dann wurde es teuer. Für die Nutzung der neuen Energieträger musste eine neue Infrastruktur errichtet werden.
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Ein Teil davon ist hier zu sehen: Ein Kerzenleuchter aus einer privaten Sammlung. Die Kerzen wurden rechtzeitig entfernt und als Kerzenstummel einer weiteren Nutzung zugeführt. Sie sind darum auf der Abbildung nicht zu sehen.
Vor zwanzig Jahren noch fehlte das originale Strebewerk der Haustür. Herausgeschlagen als Akt der Modernisierung. Können wir an Bilderstürmerei denken? Mühevoll wurde der alte Zustand rekonstruiert. Neben der Haustür befindet sich eine zylindrische Stahlkapsel mit Stahlseil.
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Mit dieser Vorrichtung wurde in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg eine elektrisch betriebene Bogenlampe herabgelassen. Dann konnten die Kohlestifte ausgewechselt werden. In den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts parkte in der Passage des Treppenhauses ein Rennwagen.
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Der Sohn des Hauseigentümers fuhr damit Bergrennen in der Oberlausitz. Die Ölflecken sind noch zu sehen. Übrigens: Wenn eines Tages das alte Glockenspiel wieder erklingen würde…
Eine Besucherin des Generalkonsulats brachte diese Pflanze zu uns. Sie meinte: Ein Gruss vom Mittelmeer. Manchmal ist es schwer sich der Liebe zu erwehren. Auch wenn die Pflanze in allen Teilen giftig ist. Urprünglich kommt diese Pflanze aus Südafrika. Inzwischen steht sie in den Gassen Spalatos und in den Höfen Venedigs. In Massen. Hier ist es ist bei einer Pflanze geblieben. Immerhin ist sie populär.
Die venezianischen Wassertaxis sind nicht von pflegeleichter Natur. Aber schön. Alles hat seinen Preis. Darum wurde ein Radiogerät aus dem Privateigentum des Generalkonsuls aufwändig restauriert. Es ist kaum zu glauben: Das Radio mit seinen gerundeten Holzflächen erinnerte den Generalkonsul an die Wassertaxis Venedigs.
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Es wurde mit Röhren aus alten Lagerbeständen aufgefrischt. Nun können wieder die neuesten Nachrichten über Kurzwelle im 3-D-Raumton empfangen werden. Wassertaxis und Radiogeräte haben etwas mit Wellen zu tun. Mal werden sie gesendet, mal werden sie empfangen. Da schliesst sich der Kreis.
Seit einigen Jahren ist am Mittelmeer die Japanische Wollmispel anzutreffen. Wann und wie diese Bäume dorthin gekommen sind? Wahrscheinlich über ein globalisiertes Netzwerk von Garten-Centern. Die schwungvollen Blattformen der Japanischen Wollmispel erinnern uns an besondere venetianische Fischerboote, genannt Mussetti.
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Die sind auch schwungvoll in der Lagune unterwegs. Und so gesehen paßt es wieder. Wir sollten es genau nehmen, aber nicht kleinlich. Auch wenn wir zur Überwinterung der Wollmispel alljährlich das Archiv auslagern müssen: Der Baum bleibt stehen. Immerhin ist er etwas Exotisches.
Wenn alles zu Gold wird, wird das Brot knapp. So sollte ein Sprichwort lauten. Strahlen lassen, Akzente setzen, Kontraste herstellen. Aber, wie gesagt, bitte nicht übertreiben.
In der warmen Jahreszeit erholen sich diese blechernen Behältnisse, Kohleschütten genannt. In der kalten Jahreszeit dienen sie wieder als Energieträger. Wie schon in den vergangenen Jahren. Es sind alte Energieträger. Sie sorgen für den zielgenauen Einsatz der Energie in unseren Räumlichkeiten. Der grosse Kachelofen schafft damit eine angenehme Strahlungswärme.
Primitive Schnitzereien im romanischen Stil schmücken dieses sonderbare Möbel. Viele Zeiten und Hände ließen dieses Artefakt entstehen. An den rissigen Kanten und den gerundeten Endigungen sind die Spuren der Zeiten fühlbar.
Ein Handlauf bietet dem schwachen Aufsteigen Halt. In den fünfziger Jahren wurde der alte Handlauf durch eine geschweißte Stahlkonstruktion aus Rohren ersetzt. Inzwischen wurde ein Handlauf neu gefertigt.
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Für die Krümmung wurde ein gewachsenes Stück Birnbaum verwendet. Ein Stück aus einer Baumgabelung. Nichts ist kleingeschnitten und verleimt. Das gewachsene Holz bietet organische Festigkeit in viele Richtungen. Das fast Unglaubliche ist: Die Hand spürt es!